Leipzig: das kleine Berlin, das nicht gross werden will

Écrit par Antoine Calvino
Photo de couverture : ©Antoine Calvino pour toutes les photos
Le 29.07.2016, à 12h21
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©Antoine Calvino pour toutes les photos
Écrit par Antoine Calvino
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Dynamische Elektro-Szene, Underground-Clubs, zwanglose Atmosphäre und günstige Mieten: Manche betrachten Leipzig gar als neues Berlin, was seinen Einwohnern eher nicht gefällt. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus.

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Das Techno-Mekka Leipzig ist im Moment in aller Munde. Die ehemals von Kriegsschäden gezeichnete Stadt, die zwei Autostunden südwestlich der Hauptstadt liegt, erlebt heute einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Durch die günstigen Mieten, einen alternativen Lifestyle und eine unaufhaltsame Electro-Szene mit Partys in ehemaligen Industriebauten übt Leipzig auch auf viele Westdeutsche eine große Anziehungskraft aus. Die Stadt ist derart angesagt, dass sie mitunter „Hypezig” genannt wird und die angelsächsische Presse auf ein neues Berlin anspielt, sehr zum Unmut der Einwohner. Diese fürchten sich davor, massentauglich zu werden, zu viele Touristen anzulocken und das Voranschreiten der Gentrifizierung, ähnlich wie in Berlin, miterleben zu müssen. Tatsächlich hat auch uns dieser vielversprechende Ruf angelockt und wir haben vor Ort festgestellt, dass Leipzig sich von der Bundeshauptstadt unterscheidet. Die liebenswerte Stadt hat etwas Unkonventionelles und ist von der Technomusik stark geprägt. Allerdings funktioniert sie völlig anders.

Das Coole an Leipzig ist, dass man immer noch ohne Genehmigung einen Club betreiben kann. Viel Geld braucht man ja nicht, es ist alles sehr spontan. Die Polizei lässt einen in Ruhe, solange man sich benimmt. Die Situation hat sich seit Anfang der 90er kaum verändert.“ – Steffen vom IfZ.

Im Vergleich zur Drei-Millionen-Metropole Berlin hat Leipzig gerade einmal 570.000 Einwohner. Die Stadt in Sachsen blickt auf eine andere Geschichte zurück und musste nicht auf dieselbe Weise unter dem Krieg leiden. Trotz der überschaubaren Größe und der nicht wirklich zentralen Lage galt Leipzig auch schon immer als weltoffene Stadt. Dies mag wohl daran liegen, dass man auf eine bis ins Mittelalter reichende Tradition als Messestadt zurückblicken kann. Der dadurch entstandene Reichtum zeigt sich auch in der musikalischen Historie der Stadt: Johann Sebastian Bach hat hier gelebt und der von ihm geleitete Thomanerchor ist auch heute noch in der Thomaskirche ansässig. Das in den 1980er Jahren auf Drängen des berühmten Dirigenten Kurt Masur errichtete Gewandhaus bietet ein Klangerlebnis, das zu den besten weltweit zählt. Tatsächlich lässt sich die Leipziger Weltoffenheit auch darauf zurückführen, dass zu Zeiten des Eisernen Vorhangs Radio- und Fernsehsender aus Westberlin empfangen werden konnten. Somit konnten sich die Leipziger der Staatspropaganda zumindest teilweise entziehen. Mit Stolz erinnern sie sich an die Demonstrationen gegen das DDR-Regime. Diese begannen bereits im Jahr 1982 und gipfelten 1989 in einem Protestmarsch mit 70.000 Teilnehmern, der letztlich den Auftakt zum Mauerfall bildete.


Die Warteschlange vor dem IfZ

Harte Zeiten nach dem Mauerfall

So sehr sich die Leipziger auch über die Wiedervereinigung gefreut haben – niemand war auf die verheerenden wirtschaftlichen Folgen gefasst. Kohle- und Textilbetriebe wurden reihenweise geschlossen und hinterließen hunderttausende Arbeitslose, leere Fabriken mit rußgeschwärzten Mauern, vom Bergbau geschundene Landschaften und stark verschmutzte Flüsse und Böden. „Nach dem Mauerfall gab es gar nichts mehr“, erklärt Steffen, der sich im IfZ (Institut für Zukunft) um Pressearbeit und Programmplanung kümmert. „Alles wurde zugunsten Westdeutschlands privatisiert, die Leute fühlten sich ungerecht behandelt. Die soziale Absicherung wurde von der Sozialdemokratie abgeschafft, das hat zu einem Gefühl der Ausgrenzung geführt. Im ländlichen Raum und im stärker abgekapselten Dresden haben viele Menschen Ausländer für ihre Probleme verantwortlich gemacht, wodurch die Neonazis Zulauf bekommen haben. Die Bewegung hatte sich in den letzten Jahren etwas beruhigt, nimmt aber durch die Ankunft der syrischen Flüchtlinge wieder an Fahrt auf, viele beteiligen sich an den rechtsextremen Pegida-Demos.“ Dank seiner humanistischen Tradition ist Leipzig von solchen Auswüchsen weniger betroffen. Hier ist die politisch aktive Jugend generell stark links orientiert, mit der Punkszene verbunden und geht auf Konfrontationskurs mit den in eher kleinen Grüppchen organisierten Neonazis. 

Werbung für eine Veranstaltung im IfZ:

Die Wende hatte zwar verheerende wirtschaftliche Folgen, doch mit den zurückbleibenden Industriebrachen entstanden Räume, in denen sich Graffiti-Sprayer so richtig austoben konnten. Graffitis sind schon seit den 80ern und der legendären Dokumentation Beat Street sehr präsent. Der Film über die New Yorker Pioniere des Hip-Hops wurde von der DDR-Führung wegen seiner kapitalismuskritischen Botschaft geduldet. Die Leipziger Graffitis waren lange Zeit berühmt für ihre silberne Farbe, die auf den rußgeschwärzten Wänden besser zu sehen war. Die verlassenen Fabriken und Lagerhäuser stellten zugleich einen idealen Rahmen für die gerade entstehende Technoszene dar. Zur raschen Verbreitung des Technovirus trug in der DDR die Berliner DJane Marusha mit ihrer Sendung auf Jugendradio DT64 bei. „In diesen vom Staat aufgegebenen Industrieruinen konnte man machen, was man wollte, weil ihre Besitzer aus der Zeit vor dem Krieg meistens nicht bekannt waren“, erzählt Alex, Grafiker und Produzent von Credit 00. „In den 90ern haben wir alte sowjetische Militärstützpunkte, Elektrizitätswerke und riesige Lagerhäuser erkundet. Wir haben ein Soundsystem aufgebaut und mit 50 Leuten in total überdimensionierten Räumen Hardtekk-Partys gefeiert. Die Gebäude waren so groß, dass die Musik oft nicht einmal mehr bis zur Straße zu hören war. In gewissem Maß gibt es das heute immer noch. Ich erinnere mich an eine Party, die noch gar nicht so lange her ist, auf fünf Etagen in einem gigantischen, leerstehenden Gebäude. Die Polizei ist reingekommen und wollte uns vertreiben, aber wir sind einfach Stockwerk für Stockwerk weitergezogen und haben am Ende alle zusammengedrängt auf dem letzten Floor weitergefeiert, echt verrückt.“

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Eine Werbekampagne von Credit 00

Auch heute gibt es noch regelmäßig solche Veranstaltungen, etwa im Punk-Club Zoro mit seiner eindrucksvollen schmiedeeisernen Kulisse im Stil von Mad Max. Gleichzeitig finden in den riesigen Parks der Stadt bei schönem Wetter oft kostenlose Open-Air-Konzerte statt und kleine, mehr oder weniger legale Clubs bestehen auch weiterhin. „Es werden ständig neue Locations eröffnet und andere geschlossen“, sagt Steffen vom IfZ. „Das Coole an Leipzig ist, dass man immer noch ohne Genehmigung einen Club betreiben kann. Darum ist die Szene so lebendig, viel Geld braucht man ja nicht, es ist alles sehr spontan. Die Polizei lässt einen in Ruhe, solange man sich benimmt. Die Situation hat sich seit Anfang der 90er kaum verändert.“

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Militante und halblegale Clubs

Unseren ersten Abend verbringen wir in einer dieser halblegalen Locations. Niemand weiß, wie der Club eigentlich heißt, alle nennen ihn so wie die Straße, in der er liegt, Kochstraße. Durch den unscheinbaren Eingang gelangen wir in einen Garten voller Metallskulpturen. Wir treten durch eine Maueröffnung und gehen eine Treppe hinunter, die zu einem kleinen dämmrigen Dancefloor führt. Ein DJ legt hinter einem Gitter Hardtekk auf. Weiter hinten in der Nähe der Bar spielen Leute in Kapuzenpullis Kicker oder teilen sich lachend ein paar Lines Speed. Erst am nächsten Morgen verlassen wir den Club und ziehen noch ein bisschen um die besprayten Häuser. Ein netter Abend war’s.

Trailer eines Dokumentarfilms über die Distillery, eine echte Leipziger Institution:

Tags darauf besuchen wir die Institution der Stadt schlechthin, die Distillery. Geschäftsführer Steffen war schon 1992 bei der Eröffnung des Clubs dabei. „Damals haben wir uns ständig auf verlassenen Fabrikgeländen herumgetrieben. Wir haben eine alte Brauerei entdeckt, die wir einfach genutzt haben. Wir dachten, nach ein paar Wochen wäre Schluss, aber die Behörden haben uns ein ganzes Jahr lang in Ruhe gelassen. Dann haben sie eines Tages herausgefunden, dass es mit den Notausgängen Probleme gab, und uns aufgefordert zu schließen. Wir haben vor dem Rathaus demonstriert, wir waren bestimmt tausend Leute. Das hat sie so beeindruckt, dass wir bis 1994 weitermachen konnten. Schließlich haben sie den Club zugemauert, also sind wir hierher umgezogen und haben unseren Namen behalten.“ Das neue Zuhause ist ein Eisen- und Betonklotz mit einem kleinen Garten daran. Im Keller, den die einheimischen Clubgänger mit dem berühmten Berliner Tresor in seinen Anfangszeiten vergleichen, hört man ziemlich harten Techno. Auf dem Main Floor wird freitags Bass aufgelegt und samstags House oder Techno. „Wir verstehen uns als linken Club, wir setzen uns für die Aufnahme von Flüchtlingen ein und gegen Pegida. Ich erinnere mich an eine Neonazi-Demo vor unserem Club vor ein paar Jahren. Wir haben Boxen aufs Dach gestellt und Arschgesicht von Otto Waalkes gespielt. Wir haben sie also buchstäblich Arschgesichter genannt“, berichtet Steffen lachend.

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Auf das IfZ, den anderen großen Club der Stadt, dessen Team mit dem angesagten ://about blank in Berlin zusammenarbeitet und in dem schon einige Größen der Technoszene zu Gast waren, ist man hier besonders stolz. Die Einheimischen nennen ihn liebevoll ihr kleines Berghain. Viel Beton und wunderbar gedämpftes Licht sorgen auch hier für eine eher familiäre Atmosphäre, doch das Ganze kommt weniger (homo)sexuell aufgeheizt daher als bei der „großen Schwester“ in Berlin. Außerdem beherbergt das IfZ eine ganze Reihe kleiner Studios, die von Leipziger Künstlern genutzt werden. Auch hier erklärt sich das Team für linksgerichtet und organisiert – wie das Team der Distillery – Partys zur Unterstützung von Flüchtlingen.

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Conne Island

Leipzigs militantester Club ist und bleibt aber das Conne Island am südlichen Stadtrand; zwei Gebäude überzogen von antifaschistischen Parolen, umgeben von einem großen Freigelände und einem Skatepark. Anfangs traf sich hier die Punkszene. Heute ist der Club Treffpunkt vieler linksextremer Gruppen und bietet ein abwechslungsreiches Musikprogramm, meist mit schnellen Beats. Wir erlebten hier einen sehr speziellen Miami Bass/Ghetto Bass-Abend, im Rückblick den interessantesten unseres Leipzig-Aufenthaltes.

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Die Spinnerei

Porsche, BMW und die Franzosen

Auch wenn die Technoszene sich ihr Underground-Dasein teilweise bewahrt, bleibt Leipzig nicht von der Gentrifizierung verschont. Der Staat hat in den letzten Jahren viel Geld in die Stadt investiert, Porsche und BMW haben sich angesiedelt, Gebäude wurden saniert, alte Messehallen wurden zu Luxusgeschäften, aus Kohletagebauen sind Seen geworden, die Industrie ist inzwischen umweltfreundlicher und die Umwelt immer sauberer. Die größte Baumwollfabrik Europas, die „Spinnerei“, in der zu ihrer Blütezeit fast 4.000 Arbeiter beschäftigt waren, ist heute ein Zentrum für Gegenwartskunst mit 120 Künstlern aus aller Welt. Sie beherbergt die berühmte Neue Leipziger Schule, die sich auf melancholische Art und Weise mit den typischen postindustriellen Problemen Ostdeutschlands beschäftigt. Aber auch neue Kunstströmungen entfalten sich dort. Das junge, kreative Image der Stadt, aber auch die günstigen Mieten, die renommierte Universität, die vielen Parks und die Nähe zu Berlin (eine Zugstunde entfernt) ziehen junge Westdeutsche in Scharen an. Auch aus dem Ausland kommen Menschen hierher. Einer davon ist der Franzose Ben Dedek, der vor rund zehn Jahren zusammen mit Freunden seine Agentur Electrobooking in einem ausgedienten Werksgebäude eröffnete. „Hier finden in einem Gemeinschaftsraum auch Yogastunden und Theater statt“, erklärt er. „Die Stadt gibt uns einen Zuschuss von 10.000 Euro, damit wir Kulturveranstaltungen anbieten und das Gebäude sanieren können. Uns steht außerdem ein großer Keller zur Verfügung, in dem wir Partys und Public Viewings veranstalten. In anderen, so richtig alternativen Projekten werden Waschmaschine, Küche und Wohnzimmer miteinander geteilt. Andere Leute schließen sich dagegen dem antifaschistischen Kampf an.”


Das Künstler-Duo Doppeldenk vor einem seiner Werke

Wer sich nicht gleich an solchen Wohnprojekten beteiligen möchte, hat noch die Möglichkeit, wie in den 90ern mietfrei und nur gegen Zahlung der Nebenkosten in einer Wohnung zu leben. Mit dieser Lösung vermeiden die Eigentümer Hausbesetzungen, während sie noch auf die Mittel warten, um das Gebäude für eine herkömmliche Vermietung instand zu setzen. Alles in allem sind jedoch immer mehr Teile der Stadt von der Gentrifizierung betroffen, was nicht nur zu einer deutlichen Erhöhung der Mieten führt, sondern auch den Unmut vieler Leipziger erregt, auch wenn manch einer sich über die sichtbare Modernisierung der Stadt freut. „Es ist immer noch möglich, für wenig Geld zu wohnen“, versichert mir Andy, Grafiker vom Künstler-Duo Doppeldenk. „Man kann Unternehmen gründen, Restaurants eröffnen – Leute, die Projekte haben, können die hier verwirklichen. Für diejenigen, die nichts tun, sind die steigenden Mieten natürlich ein Problem.” Sein Kumpel Alex, alias Credit 00, findet außerdem, dass „trotz aller Probleme, die durch sie entstehen, die vielen zugezogenen Westdeutschen frischen Wind in die Stadt bringen. Wir haben nicht die gleiche Popkultur der 60er, das macht es interessant.“ Und die gefürchtete Invasion ausländischer Touristen, die das nicht weit entfernte Berlin auf den Kopf stellt, findet nicht statt. Das liegt vor allem daran, dass die Stadt mit Billigflügen kaum zu erreichen ist. Dafür verbindet eine Vielzahl von Fernbuslinien die Stadt für wenig Geld mit dem Rest Deutschlands. „Die Leute kommen her, um zu arbeiten, kreativ zu sein oder um zu feiern, und nicht, um die Stadt zu besichtigen“, freut sich Mutsch vom Hardcore-Kollektiv exLEpäng.

Der Noize Tank von exLEpäng auf der Global Space Odyssey am 23.07.2016:

Der Hype um die Stadt wird immer größer, aber deren Bewohnern gefällt das gar nicht. „Wir gehen mit Freunden aus, es ist sehr familiär“, erklärt Jacob vom Drum’n’Bass-Duo Neonlight. „Wir sind nicht hier, um uns zur Schau zu stellen“.

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Neonlight

Wer gern ins Nachtleben eintaucht, wird über die hier herrschende Unkompliziertheit und Herzlichkeit der Menschen staunen. Es kommt schon öfter mal vor, dass einem beim Tanzen ein Joint gereicht wird. Dank wird dafür nicht erwartet, nur, dass man ihn weitergibt. Lässt man sein Glas irgendwo stehen und kommt nach einer halben Stunde wieder, hat niemand es angerührt. Trotz der immer neuen Gesichter der Zugezogenen hat sich die Grundstimmung anscheinend nicht großartig verändert. Der unkonventionelle Lifestyle, der sich vor fast dreißig Jahren mit der Technoszene entwickelt hat, wird jetzt von einer zweiten Generation von Partygängern fortgeführt, die unbeirrt daran festhalten. Und die Behörden ziehen mitunter sogar mit. „Es gab mal ein Bauvorhaben direkt vor unserem Club, das unsere Existenz bedroht hat“, erzählt zum Beispiel Steffen von der Distillery. „Wir sind mit guten Argumenten ins Rathaus gegangen und der Plan wurde geändert, damit wir bleiben konnten. Das ist ziemlich einzigartig in Deutschland. Viele Mitglieder unseres Stadtrates haben, als sie 25 waren, auch bei uns gefeiert und unterstützen uns nun. Ich hoffe, dass die besondere Mentalität in Leipzig dadurch noch viele Jahre erhalten bleibt“.

Antoine Calvino

(ein großes Dankeschön an Cécile Faucilion und Ben Dedek für ihre wertvolle Hilfe)

Diese Übersetzung wurde von Studierenden im Master-Studiengang Translatologie am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT) der Universität Leipzig angefertigt. Trax bedankt sich bei: Yasmin Al-Rawaschdih, Franziska Boldt, Fatima El Eter, Clémence Flocon, Jonas Gundlach, Adina Heidenreich, Lena Krochmann, Felicity Parker, Myriam Rennert, Nathalie Thiede, Franziska Winkler und Henrike Rohrlack.

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Des artistes à foison

La scène de Leipzig est étonnamment riche pour une ville de cette taille. Ses débuts ont été influencés par la rude techno berlinoise des DJ berlinois Tanit et Dr Motte, mais également par la house de Chicago, avant d’exploser en une myriade de genres au sein desquels la bass music prend une place conséquente. Aujourd’hui, elle est avant tout connue pour sa house, grâce à des artistes comme Matthias Tanzmann, le boss de Moon Harbour, même si ce dernier est raillé pour son côté Ibiza. Son vieil acolyte Daniel Stefanik a d’ailleurs justement quitté le navire pour cette raison. L’autre label de référence, Kann, oscille entre house et techno avec Sevensol, Bender, Perm et, jusqu’à récemment, Sven Tasnadi. Dans les mêmes eaux, il y a de bonnes choses à écouter du côté de Stefan Benneman, par ailleurs organisateur du festival Nacht Digital. Mais le plus respecté de tous est assurément Kassem Mosse, qui se situe dans une veine house à la fois souple et expérimentale. Si l’on parle bass music, il faut citer l’excellente électro de Credit 00 sur son label Ratlife et de Mix Mup sur IFZ. Les vedettes de la scène drum’n bass locale, la plus active d’Allemagne, sont les deux membres de Neonlight qui trustent les charts avec leur neurofunk signée sur le label hollandais Blackout. Ce sont Derrick et Malcolm du crew Ulan Bator, qui ont organisé les premières soirées drum dans les années 90, avant d’être rejoints il y a dix ans par leurs amis Fabian et Paloma de Vibes Ambassador. Toujours en mode drum’n bass, mais aussi breakcore et hardcore, Mutsch, Detest et Raw State du collectif ExLepäng envoient du bois. Enfin, Disrupt emmène toute une floppée d’artistes locaux et internationaux sur son passionnant label Jahtari, qui occupe la niche ragga/dub 8 bits. Et tout ce petit monde profite de la présence de R.A.N.D., une usine de pressage de vinyles… Mais en plus de sa diversité, ce qui fait la particularité de la scène de Leipzig, c’est sa porosité entre les genres et les connexions entre ses crews. Nulle part ailleurs on n’entend des DJ passer aussi facilement de la drum à la house puis au breakcore dans un même set.

AC

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 Chez Disrupt, boss du label Jahtari

 

 

 

Des festivals en plein air

Si vous envisagez de visiter Leipzig cet été, n’hésitez pas c’est la période des meilleurs événements. Le Wave Gothic Treffen a déjà eu lieu mi-mai, mais on vous en dit quand même un mot en prévision de la prochaine édition car c’est une bonne occasion d’écouter de la coldwave et de la musique industrielle, et surtout parce que ça vaut le coup d’assister au plus gros rassemblement gothique au monde avec quelque 20 000 participants en cuir, dentelles et cols à jabot. Autre rassemblement d’importance, la parade Global Space Odyssey regroupera quelques milliers de personnes le 23 juillet autour de chars représentant toutes les scènes musicales undergrounds de Leipzig, de la techno au punk en passant par la drum’n bass, le metal et le reggae. “Au départ, c’était une manifestation en faveur du cannabis accompagnée de prises de position politique, explique Jacob du groupe de drum’n bass Neonlight. Ces deux dernières années, on y parlait beaucoup de réfugiés, mais il y a aussi pas mal de mouvements de soutien aux petits clubs illégaux ou contre la hausse des tarifs de la Gemma (la Sacem locale, Ndr). Les gens d’ici se battent pour défendre leurs droits, c’est aussi ce qui fait de Leipzig une ville à part.” La Distillery organise également son festival sur une journée intitulé Think, le 31 juillet, un grand open air coloré au bord d’un lac suivi d’un after dans le club. Cette année, on y dansera sur la musique de Dixon, Rodhad ou encore Ellen Allien. Enfin et surtout, il y a le confidentiel mais très prisé Nachtdigital, un festival en plein air à la porte de la ville qui rassemble le meilleur des scènes deep house, minimale, disco et techno de la région. Cet été, ses 3000 participants profiteront sur ses trois dancefloors, là encore disposés autour d’un lac, d’artistes aussi classieux que Robag Wruhme, Lawrence et Red Axes.

AC

 

 

 

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